Stand des
Carlsen-Verlags.
Antiquariatsmesse
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Oldtimer-Kaffeeküche
... kleiner Bericht mit Schwerpunkt Fantasy
und einige Schnappschüsse
Bücher machen glücklich. Sogar wenn einem der Tod begegnet.
Auffällig ist jedenfalls auf der Leipziger Buchmesse 2012, dass die Besucher selbst im
größten Gewühl einen vergnügten Eindruck machen und gelassen bleiben.
Hängt ja vielleicht damit zusammen, dass Hektik und Lesen etwa so gut
zusammenpassen, wie Pferdemist auf einem Himbeersorbet. So bleibt es selbst dann
noch ganz entspannt, wenn Tausende Leseratten an einem Ort zusammenkommen.
Na gut, drei Euro für einen angeblichen Hotdog zu bezahlen, für den man in New York
am nächsten Laternenmast aufgeknüpft würde, das kann einen dann doch mal die
Contenance aus dem Gesicht wischen, aber das war wirklich die Ausnahme. Und man
muss unumwunden zugeben: Das Messezentrum ist schon beeindruckend, mit der
riesigen Glaskuppel im Zentrum, von der dann lichtdurchflutete Gänge zu den fünf
großen Hallen und zum „Congress Center Leipzig“ abzweigen. Zudem hat man durch
die klare Gliederung alles recht schnell im Griff und kann sich kaum verlaufen (na ja,
ein Mal).
Ach ja, die Sache mit dem Tod… der ein- oder andere Sensenmann wuselt tatsächlich
durch die Messehallen, allerdings nicht mit einem finalen Überstellungsauftrag in der
Tasche, sondern als Figur aus der Comic- und Cartoon-Reihe „Nicht Lustig“.
Überhaupt, die Verkleidungen: Besonders in Halle 2, wo sich die Fantasy-Leseinsel
befindet und wo es um Mangas und Rollenspiele geht, läuft man ständig herrlich
verrückten Gestalten über den Weg, die geradewegs einem Fantasy-Roman oder einem
Manga entsprungen zu sein scheinen – wer ein paar Bilder dazu sehen will, der muss
rechts auf das Schlüsselloch klicken.
Was mich natürlich am meisten interessiert (klar, mal abgesehen vom Treiben am Stand
des Gollenstein Verlags), war der Bereich Fantasy. Dort zeigt sich auch, dass – so
unendlich groß die Welten der Phantasie auch sein mögen – unsere reale Welt doch
ziemlich klein ist: Organisator der Fantasy-Leseinsel, wo sich die namhaften deutschen
Autoren die Klinke in die Hand geben, ist das Merchandising-Unternehmen „Werk
Zeugs“, und das kommt, wie ich, aus dem Saarland. Überhaupt: da fährt man 600
Kilometer, um dann in Leipzig zum erstenmal eine Kollegin aus der Heimat zu treffen,
die man bisher nur übers Telefon kannte, und einen ehemaligen Kollegen, den man
schon Jahre nicht mehr gesehen hat.
Aber zurück zu Fantasy: Da kann man sich auf der Leipziger Leseinsel leicht eine
Überdosis einfangen – und das mit dem größten Vergnügen. Leider kann ich mich nur
von einem kleinen Teil der Vorträge infizieren lassen:
Zuerst lande ich bei „Die Chroniken von Tydia“ von Nina Maruhn. Das Besondere: Die
Autorin ist gerade 14 Jahre alt geworden und wartet mit einer Geschichte um ein
Mädchen auf, das als „Weltenreiterin“ in der Parallelwelt Tydia dem Volk der Jumias in
einem Krieg beistehen muss. Vermutlich, sagt sie, soll es ein Dreiteiler werden, aber
festlegen will sie sich da noch nicht – zweieinhalb Jahre hat sie an dem Buch
geschrieben, davon sieben Monate an der vorliegenden Version
Interessant an den Lesungen ist es natürlich schon, eine Geschichte aus dem Mund des
Autors zu hören, zu erleben, wie er selbst seine Sätze betont. Aber mindestens ebenso
spannend ist es, wenn ein Autor ein wenig aus der Schule plaudert…
Markus Heitz lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Er liest aus „Albae – Vernichtender
Hass“, dem zweiten Buch der Reihe. Und er liest gut – aber, hey, es ist schon etwas
unfair, wenn er an spannenden Stellen „aus dramaturgischen Gründen“ abbricht, oder?
(Verdammt, wird der ältere Elb jetzt von der Alben-Frau getötet oder nicht?)
Die Albae tauchten ja schon als Bösewichter in seiner Zwergen-Reihe auf, und sie seien
doch viel zu Schade gewesen, um gleich wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Der dritte Band, „Dunkle Pfade“, soll voraussichtlich im August oder September
erscheinen, zeitlich sei die Geschichte zwischen Zwergen 3 und 4 angesiedelt. Ach ja,
die Zwerge: Auf die wird er natürlich auch angesprochen, ob da noch was kommt. Aber
die Zwergen-Reihe, so Heitz, sei mit dem vierten Band abgeschlossen – „vorerst“,
schiebt er nach. Und dann kommt doch noch eine vermutlich gute Nachricht für die
Zwergen-Freunde: Nachdem sechs Jahre über eine Verfilmung gegrübelt worden war
und die Idee dann doch wieder verworfen wurde, scheinen jetzt die Chancen gut zu
stehen, dass eine TV-Serie daraus wird. Im Gefolge der Serie „Game of Thrones“ ist
offenbar eine amerikanische Produktionsfirma auf den Trichter gekommen, dass eine
„Zwergen“-Serie auch gut laufen könnte. Mitte kommenden Jahres werden die
Dreharbeiten beginnen. (Heitz: „Aber wenn es kleine blaue Zwerge mit weißen Mützen
sind, werde ich Einspruch erheben.“) Das Alles aber unter Vorbehalt, da ein Filmprojekt
auch schnell wieder abgeblasen werden kann.
Und die schlechte Nachricht: Markus Heitz ist wild entschlossen, die Pointe des Witzes
„Ein Zwerg fragt einen Ork nach dem Weg…“ mit ins Grab zu nehmen („…und sie
steht auch nicht in meinem Testament, also kommen Sie bitte nicht auf dumme Ideen!“)
Bernhard Hennen, vor allem mit den „Elfen“ bekannt geworden, liest aus seinem
jüngsten Roman „Alicia“ – wobei man die magisch geschrumpfte Titelheldin beim Flug
auf einer Möwe begleiten kann. Die junge Heldin kann in der Geschichte das Rätsel um
den Geisterfalken lösen, doch ein paar lose Enden bleiben noch – wird es also eine
Fortsetzung geben? „Es wird einen Nachfolger geben“, sagt Hennen, doch wann, ist
noch ungewiss, momentan hat er jedenfalls keine Zeit für dieses Projekt. Aber: „Die
Geschichte um den verschwundenen Vater, die habe ich schon im Kopf.“
Als Arbeitstitel eines weiteren Romans im Zusammenhang mit der Spiegelwelt spukt
ihm auch „Nebenan und Anderswo“ durch den Kopf, in dem es dann zwei
Parallelwelten gibt – ein Problem machen noch rechtliche Fragen, da hier auch bekannte
Filmhelden auftauchen sollten (– wie wär’s denn als Alternative mit Persiflagen zu den
Filmhelden?). Zudem hat Hennen Lust, mal in ein ganz anderes Metier einzutauchen, er
denkt jedenfalls „heftig“ über einen Thriller nach – mit zwei Erzählebenen: Eine im
hier und jetzt, eine in der Vergangenheit.
Besonders gefreut habe ich mich auch auf Kai Meyer, dessen überbordende Fantasie
immer wieder für überraschende Bilder im Kopf sorgt. (Ich würde ja gerne sagen, dass
ich seine Merle-Trilogie nur für meine Tochter gekauft habe – aber ich hab’ sie selbst
verschlungen.) Meyer hat „Arkadien fällt“, den Abschluss seiner Arkadien-Trilogie, im
Gepäck, und entführt damit auf ein ganz besonderes Kreuzfahrtschiff (wo sonst kann
man ein Mädchen mit acht Spinnenbeinen treffen?). Eine Zuhörerin will wissen, warum
seine Heldin ausgerechnet Rosa heißt. Die Antwort: Weil es ein italienischer Name ist,
weil er kurz ist und weil der Name ganz bewusst nicht zu der Person passen sollte, denn
Rosa, „die ist doch schon sehr speziell“.
Kai Meyer berichtet auch von seinem nächsten Buch, das im Dezember oder Januar
erscheinen soll und „relativ düster“ sei – „ich war selbst überrascht“. Einen Namen hat
es noch nicht, aber es spielt wieder im Mittelmeerraum. Erzählt wird diesmal aus der
Perspektive von zwei Hauptfiguren und einem Bösewicht.
Und Meyer legt auch noch ein Bekenntnis ab: Wenn er bei einer Lesung mal unter den
Zuhörern sitzt, dann traut er sich nie, die erste Frage zu stellen.
In diesem Sinne: Leser dürfen durchaus Fragen stellen, das freut den Autor.
Und was bleibt von der Buchmesse Leipzig unterm Strich?
600 Kilometer Anfahrt, die sich gelohnt haben.
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